Ein monarchisches Staatswesen zuletzt 1944 möglich
So lautete eine Zwischenüberschrift in einem Artikel
der „Jungen Freiheit“ vom 27. August 2011, also zur Hochzeit des Prinzen von
Preußen in Potsdam. Eingangs beschäftigte sich der Autor auch mit der
Hochzeit, geht dann aber über zur Frage der Monarchie. Diesen Teil zitieren
wir hier nachfolgend: „
Nun hat sich allerdings das politische System der
Bundesrepublik trotz mancher Unkenrufe in den vergangenen sechzig Jahren als
äußerst stabil erwiesen. Über eine Revolution oder gar einen
monarchistischen Umsturz muß man sich im Bundeskanzleramt und im Schloß
Bellevue bislang keine Gedanken machen. In Deutschland ist die 1918
untergegangene Monarchie zudem im Bewußtsein des Volkes kaum mehr als eine
blasse Erinnerung.
Im Gegensatz etwa zu Frankreich, das trotz seiner
revolutionär-republikanischen Tradition bis in unsere Tage immer auch über
eine royalistische Gegenbewegung verfügte, gibt es in Deutschland abgesehen
von einigen versprengten Traditionsvereinen nichts vergleichbares. Die
Verschwörer des 20. Juli 1944 stellten zum letzten Mal konkrete Überlegungen
für ein monarchisch verfaßtes Staatswesen an. Die Rückkehr der Hohenzollern
auf den Thron wäre bei einem Gelingen der Umsturzpläne durchaus realistisch
gewesen.
Seitdem macht die politische Rechte in Deutschland einen großen
Bogen um dieses Thema. Wenn überhaupt über eine alternative Staatsordnung
nachgedacht wird, verlieren sich diese Überlegungen zumeist in
ständisch-autoritären Konzepten aus den zwanziger Jahren oder dem
unvermeidlichen Führerstaat nationalsozialistischer Prägung. Die Monarchie
ist dagegen längst im Museum gelandet und bietet bestenfalls Stoff für
sentimentale Schwärmereien. Dabei scheint es angesichts der sich durch die
verstetigende Euro-Krise abzeichnenden Auszehrung der Legitimität des
politischen Systems dringender denn je, sich nach einer Alternative
umzuschauen.
Aus konservativer Sicht kann dies nur die Neuauflage der
Monarchie sein. Bereits 1990 schrieb der konservative Publizist Caspar von
Schrenck-Notzing von der Monarchie als der „postmodernen Staatsform“, deren
anzustrebende Wiedererrichtung er als „Schlußstein der wiedergewonnenen
Souveränität“ Deutschlands empfahl. Und in der Tat garantiert die Monarchie
wie keine andere Regierungsform die staatliche Kontinuität über die
Zeitläufte hinweg und ist damit im höchsten Maße identitätsstiftend. Mit der
notwendigen Autorität und wirkungsvollen Einflußmöglichkeiten ausgestattet,
eignet sich der Monarch, der stets das große Ganze im Blick hat, bestens für
die Rolle des ausgleichenden Mittlers und als Korrektiv im alltäglichen
Streit der Parteien und Interessenverbände.
Der in den Vereinigten
Staaten lehrende Wirtschaftswissenschaftler Hans-Hermann Hoppe hat dies in
seinem Buch „Demokratie. Der Gott der keiner ist“ treffend auf den Punkt
gebracht. Er sieht den Vorteil der klassischen Monarchie darin, daß sich der
Herrscher als Privateigentümer des Landes um die langfristige Wertsteigerung
bemühen muß, während in der Demokratie kurzfristige Überlegungen der
Entscheider die Oberhand gewinnen, da sie kein Privatinteresse mehr an dem
Staatswesen haben und dieses keinen leiblichen Erben hinterlassen. Es
scheint angesichts der Leichtfertigkeit, mit der deutsche Politiker derzeit
Verpflichtungen in Milliardenhöhe eingehen und damit künftige Generationen
bis über die Schmerzgrenze hinaus belasten, als wollten sie diese Analyse
kraftvoll bestätigen.
Die Monarchie kann dagegen geradezu als
nachhaltige Regierungsform betrachtet werden, wie übrigens auch ein Blick
auf die Revolten und Revolutionen in Arabien zeigt. Alle Länder, in denen es
bislang zu Revolutionen und Umstürzen gekommen ist, waren Republiken. In den
Königreichen Marokko und Jordanien dagegen führten die Proteste, die sich
nie direkt gegen die Herrscher richteten, zur Einleitung von politischen
Reformen. Ganz offensichtlich garantieren die Monarchien hier ganz im
konservativen Sinne den Bestand einer stabilen Staatlichkeit langfristig
wesentlich besser als die auf Selbstbereicherung spezialisierten
Familienclans in Ägypten, Tunesien, Syrien oder Libyen.
Auch wenn es
verwegen erscheint, über Szenarien zu spekulieren, die zu einem neuen
deutschen Kaiserreich führen könnten, ist es angesichts der
Hohenzollernhochzeit in Potsdam auch in Deutschland an der Zeit, die
Monarchie aus dem Museum zu holen und sie wieder auf den Boden der
staatstheoretischen Diskussion zu stellen. Und sei es nur, um sie nicht
länger den bunten Blättern und den Rolf Seelmann-Eggeberts dieser Welt zu
überlassen.“ Soweit die „Junge Freiheit“ Nr. 35 2011.
Betrachten wir die
Entwicklung in Europa, so stellen wir fest, daß zunehmend
Souveränitätsrechte an die EU abgegeben werden und selbst das Etatrecht
schleichend stärker durch die EU beansprucht werden wird. Das Abgeben von
Souveränitätsrechten aber bedeutet auch ein Abgeben von Identität. Es sind
dann eben nicht mehr die „eigenen“ Politiker und Amtsträger, die den Staat
der Republik ausmachen, sondern – vereinfacht gesagt - andere. Was aber
machen dann die republikanischen Systeme, um die Identität sichtbar zu
bewahren? Frankreich ist eine präsidiale Republik, also ein sichtbarer
Repräsentant des Staates oder der Nation, der auch eine entsprechende Rolle
spielt. Aber die Republiken Deutschland oder Italien z.B. haben jetzt schon
kaum wahrnehmbare Präsidenten, kaum wahrnehmbare Identitätsstiftung.
Einzig die Krone, die Monarchie kann hier Abhilfe schaffen und auf
überparteilichem Wege und über alle Bevölkerungsschichten hinweg Symbol des
Staates und der Bevölkerung sein. Deutliches Beispiel ist immer wieder
Belgien. Zahlreiche Zerreißproben in der Politik und Gesellschaft
beschäftigten das Land immer wieder. Aber des bleibt der König der Belgier.
In einer solchen Symbolik und Repräsentation liegt die Zukunft Deutschlands,
dazu gibt es keine Alternative. Setzen wir also der Demokratie die Krone
auf! Dann wird ein monarchisches Staatswesen auch in Zukunft möglich.
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