Die Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
Die Reichskleinodien (auch: Reichsinsignien oder Reichsschatz) sind die
Herrschaftsinsignien der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation. Dazu gehören als wichtigstes Teil die Reichskrone, die
Heilige Lanze und das Reichsschwert. Sie werden heute in der Schatzkammer
der Wiener Hofburg aufbewahrt.
Die Reichskleinodien sind der einzige
fast vollständig erhaltene Kronschatz aus dem Mittelalter.
Die
lateinischen Bezeichnungen variieren für den Insignienschatz zwischen
Ausdrücken wie: insignia imperialia, regalia insignia, insignia imperalis
capellae quae regalia dicuntur und ähnlichen Ausdrücken. In einer
Inventarliste der Burg Trifels aus dem Jahr 1246 heißen diese wiederum
keiserliche zeichen.
Hinzu kommt, daß der Bestand des Reichsschatzes bis
zur Zeit Karls IV. nicht stabil war. Es wurden höchtswahrscheinlich Stücke
hinzugefügt, entnommen bzw. gegen andere Stücke ausgetauscht.
Trotzdem
wird in der Forschung auch für diesen Zeitraum meist die Bezeichnung
Reichskleinodien oder Reichsinsignien aus pragmatischen Gründen verwendet.
Bestandteile
Die Reichskleinodien bestehen aus zwei verschiedenen Teilen. Die größere
Gruppe sind die sogenannten "Nürnberger Kleinodien". Der Name stammt daher,
weil sie von 1424 bis 1796 in Nürnberg aufbewahrt wurden. Zu dieser Gruppe
gehören die Reichskrone, die Teile des Krönungsornats, der Reichsapfel, das
Zepter, das Reichs- und das Zeremonienschwert, das Reichskreuz, die Heilige
Lanze und alle übrigen Reliquien mit Ausnahme der Stephansbursa.
Die
bereits erwähnte Stephansbursa, das Reichsevangeliar und der sogenannte
Säbel Karls des Großen wurden bis zum Jahre 1794 in Aachen aufbewahrt und
werden deshalb als die "Aachener Kleinodien" bezeichnet. Seit wann diese
Stücke den Reichskleinodien zugerechnet und in Aachen aufbewahrt wurden, ist
nicht bekannt.
Heutiger Bestand in Wien:
Aachner Kleinodien:
Reichsevangeliar (Krönungsevangeliar) Aachen, Ende des 8. Jahrhunderts
Stephansbursa karolingisch, 1. Drittel des 9. Jahrhunderts
Säbel Karls
des Großen osteuropäisch, 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts
Nürnberger Kleinodien:
Reichskrone westdeutsch, 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts
Reichskreuz
westdeutsch, um 1024/1025
Heilige Lanze langobardisch, 8./9. Jahrhundert
Kreuzpartikel
Reichsschwert Scheide deutsch, 2. Drittel des 11.
Jahrhundert
Reichsapfel westdeutsch, etwa Ende 12. Jahrhunderts
Krönungsmantel (Pluviale) Palermo, 1133/24
Alba Palermo, 1181
Dalmatica (Tunicella) Palermo, um 1140
Strümpfe Palermo, um 1170
Schuhe Palermo, um 1130 oder um 1220
Handschuhe Palermo, 1220
Zeremonienschwert Palermo, 1220
Stola mittelitalienisch, vor 1338
Adlerdalmatica oberdeutsch, vor 1350
Zepter deutsch, 1. Hälfte des 14.
Jahrhundert
Aspergile deutsch, 1. Hälfte des 14. Jahrhundert
Reliquiar mit den Kettengliedern Rom oder Prag, um 1368
Reliquiar mit
einem Gewandstück des Evangelisten Johannes Rom oder Prag, um 1368
Reliquiar mit einem Span der Krippe Christi Rom oder Prag, um 1368
Reliquiar mit dem Armbein der heiligen Anna wahrscheinlich Prag nach 1350
Reliquiar mit einem Zahn Johannes des Täufers böhmisch, nach 1350
Futteral der Reichskrone Prag, nach 1350
Reliquiar mit einem Stück vom
Tischtuch des Letzten Abendmahls
Reisen durch das Reich
Wohl bis Friedrich I. Barbarossa begleiteten die Reichsinsignien den
Herrscher auf seinen Reisen durch das Reich. Während dieser Zeit wurden sie
zeitweise auf Reichvesten oder bei zuverlässigen Minsterialen verwahrt.
Spätestens seit der Zeit der Aufklärung hatten die Reichskleinodien
keinerlei konstitutiven oder bestärkenden Charakter für das Reich mehr. Sie
waren nur noch schmückender Zierrat für die Krönung der Kaiser, die alle aus
dem Hause Habsburg stammten.
Bereits wenige Tage nachdem Kaiser Franz
II. im Jahre 1806 die Krone des Heiligen Römischen Reiches niederlegte,
fragte die Stadt Nürnberg beim kaiserlichen Kronkommisär Johann Aloys Josef
Freiherr von Hügel, der die Kleinodien nach Wien geflüchtet hatte, an:
ob die deponierten Gegenstände nunmher ohne weiteres retourniert werden
oder deswegen ein besonderer Antrag erforderlich
sei. Hügel ließ
daraufhin dem Magistrat mitteilen, daß Nürnberg keine Reichsstadt mehr sei
und der ehemalige Kaiser das erteilte Privileg zu Aufbewahrung der
Kleinodien als erloschen ansehe. Die Stadt läßt die Angelegenheit zunächst
auf sich beruhen.
Es gab noch zwei weitere vergebliche Versuche
Nürnbergs.
Auch das preußisch gewordene Aachen, bat im Jahre 1816 die
preußische Regierung, in Wien auf die Rückführung der Kleinodien
hinzuwirken. Diese beschied der Stadt aber, dies in Wien nicht zur Sprache
zu bringen, da: solche (die Reichskleinodien) niemals ein bestimmtes
Eigentum der Stadt Aachen gewesen und zu einer Zeit von dort weggeführt
sind, wo Aachen mit dem preußischen Staat noch nicht vereinigt war
Im
Jahre 1834 unternahm die Stadt einen direkten Vorstoß beim österreichischen
Kaiser Franz I., die Kleinodien zurückzuführen. Franz I. beauftragte
daraufhin seinen Staatskanzler Metternich mit einem Gutachten. Dieses
Gutachten, ausgearbeitet von Josef von Werner, kam zur Entscheidung, daß:
dem bittstellenden Collegialstift ein eigentlicher Rechtsgrund zur
Begründung seines Begehrens nicht zur Seite steht, und politische
Rücksichten wichtiger Art mir es nicht räthlich erscheinen lassen von dem
derzeit behaupteten Rechtsboden abzuweichen.
Eine ähnliche Bitte aus
dem März 1856 wurde auf Grundlage dieses Gutachtens ebenfalls ablehnend
entschieden.
1938 wurden die Reichskleinodien auf Weisung von Adolf
Hitler zurück nach Nürnberg gebracht, wo sie in der Katharinenkirche
ausgestellt wurden.
1945 wurden die Reichskleinodien von US-Soldaten in
einem Bunker in Nürnberg gefunden und 1946 zurück nach Wien in die Hofburg
gebracht.
Heilige Lanze
Die Heilige Lanze ist das älteste Stück der Reichskleinodien der
römisch-deutschen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und
enthält angeblich einen Partikel des Nagels vom Kreuz Christi. Nach der
Legende gehörte die Lanze Mauritius, dem Anführer der Thebaischen Legion
oder nach anderen Quellen dem römischen Hauptmann Longinus, der mit ihr den
Tod Jesu überprüfte, so daß sie auch mit dessen Blut getränkt sein soll.
Zeitweise war sie das bedeutendste Stück der Insignien, später trat an ihre
Stelle die Reichskrone. Die Lanzenspitze wurde in einem Hohlraum im Inneren
des Querbalkens des Reichskreuzes aufbewahrt. Ein Herrscher, der diese Lanze
besaß, galt als unbesiegbar. Sie war das sichtbare Zeichen dafür, daß seine
Macht von Gott ausging, daß er der Stellvertreter Christi war.
Die
Heilige Lanze, von der heute nur noch der Aufsatz erhalten geblieben ist,
ist eine 50,7 cm lange Flügellanze. Vom Standpunkt der Waffentechnik aus
betrachtet, ist die Heilige Lanze eine Stangen- und Stoßwaffe. Der
Lanzenschaft, der wohl aus Holz gefertigt war, fehlt. Aus dem Lanzenblatt
ist ein spitzovaler Teil auf einer Länge von 24 cm und einer maximalen
Breite von 1,5 cm herausgestemmt. In diesem ist ein ornamental
zurechtgeschmiedetes, auch als Dorn (lat. spina) bezeichnetes, Eisenstück
eingepaßt, dessen unteres Ende fehlt.
Dieser Dorn galt jahrhundertelang
als der "Heilige Nagel". Ein (Kreuz-)Nagel kann er keinesfalls gewesen sein.
Jedoch befinden sich auf zwei von vier knotenartigen Verdickungen des Dorns
messingtauschierte Kreuze, die vielleicht eingelagerte
Kreuznagelpartikelchen markieren.
Das Lanzenblatt ist gebrochen.
Wahrscheinlich brach es beim Ausstemmen des Spaltes. Die Bruchstelle ist
dreifach verkleidet, zuerst mit einem schmalen Eisenband, dann mit einem
breiten Silberblech und zuletzt mit einem Goldblech. Die silberne Manschette
trägt auf einem vergoldeten Streifen folgende lateinische Inschrift:
CLAVVUS + HEINRICVS D(EI) GR(ATI)A TERCIVS ROMANO(RUM) IMPERATOR AVG(USTUS)
HOC ARGENTUM IVSSIT FABRICARI AD CONFIRMATIONE(M) CLAVI LANCEE SANCTI
MAVRICII + SANCTVS MAVRICIVS (deutsch: "Nagel des Herren + Heinrich von
Gottes Gnaden der Dritte, Kaiser der Römer und Augustus, befahl dieses
Silberstück herzustellen zu Befestigung des Nagels der Heiligen Lanze des
Mauricius + Heiligen Mauricius")
Der Auftraggeber der silbernen
Manschette ist Heinrich IV. Er ließ diese in der Zeit zwischen 1084 und 1105
anbringen. In der Inschrift auf dieser Manschette wird sie noch als die
Lanze des Heiligen Mauritius bezeichnet, einem römischen Legionär und
Märtyrer, der zur Zeit des römischen Kaisers Maximian, dem Schwiegervater
des Kaisers Konstantin hingerichtet worden war. Eine Weitergabe des Speers
durch Konstantin, wie es die Überlieferung besagte, wäre damit nicht ganz
unwahrscheinlich gewesen. Die oberste goldene Manschette, die Kaiser Karl
IV. anfertigen ließ, ist mit der lateinische Inschrift +LANCEA ET CLAVUS
DOMINI, (deutsch: "+ Lanze und Nagel des Herrn") versehen.
Entstehung
Metallurgische Untersuchungen der montanistischen Hochschule in Loeben
zeigten schon 1914, daß die Heilige Lanze erst im 8. Jahrhundert nach
Christus nach dem Muster einer karolingischen Flügellanze hergestellt worden
sein kann. Auf dem Hoftag zu Worms 926 erwarb Kaiser Heinrich I. die Heilige
Lanze vom burgundischen König Rudolf II., der sie 922 vom Grafen Samson samt
Herrschaft über Italien erhalten hatte, im Austausch gegen die Südwestecke
des Deutschen Reichs (die Gegend um die Stadt Basel). Bald bildete sich die
Legende, daß Heinrich I. seinen Sieg über das gefürchtete Heer der Ungarn in
der Schlacht bei Riade an der Unstrut 933 nur dem Einsatz der Heiligen Lanze
verdanke. Auch bei der Schlacht auf dem Lechfeld 955, bei der die Ungarn von
Kaiser Otto I. endgültig besiegt wurden, soll die Lanze zum Einsatz gekommen
sein. Die neuesten Untersuchungen durch Wissenschaftler der Universität Wien
förderten jedoch keinerlei typische Kampfspuren auf der Lanzenspitze zu
Tage. Die Heilige Lanze dürfte hingegen in ihren Anfängen als Fahnenlanze in
Verwendung gewesen sein. Schon das Mitführen der Heiligen Lanze bei
Kriegszügen garantierte dem Herrscher die Unbesiegbarkeit. Daher ließ auch
Otto III. auf seinem Zug nach Rom 996 die Lanze dem Heer voraustragen. Otto
III. hatte die Lanze stets bei sich gehabt, auch als er im Alter von 21
Jahren in Italien ohne direkte Nachkommen starb. Bei der Überführung seines
Leichnams nach Aachen im Jahre 1002 wurden die Reichskleinodien vom späteren
Kaiser Heinrich II. in seine Gewalt gebracht, um ihm die Thronfolge zu
sichern. Die Heilige Lanze war jedoch schon voraus geschickt worden, und so
setzte Heinrich II. auch noch den Bischof von Würzburg, gefangen, um die
Herausgabe der Lanze zu erzwingen. Eine erstmalige umfangreiche Beschreibung
der Lanze findet sich um das Jahr 961 bei Liutprand von Cremona, einem
Geschichtsschreiber aus der Zeit Otto I. Kaiser Karl IV. aus dem Hause
Luxemburg entdeckte die Heilige Lanze als Machtsymbol wieder. Da sich die
Kaiserkrone im Besitz seiner Widersacher aus dem Hause Wittelsbach befand,
ließ Karl die Lanze zur Legitimation seiner Kaiserwürde aus dem
Zisterzienserkloster Stans in Tirol auf seine Residenz nach Prag bringen.
Erst ab dem beginnenden 13. Jahrhundert ist durch ein päpstliches Schreiben
die Legende überliefert, bei der Heiligen Lanze handle es sich um die
gleiche Lanze, die von einem römischen Legionär mit dem Namen Longinus zur
Überprüfung des Todes Jesu am Kreuz verwendet worden war. Zuvor hatten die
Splitter der in der Lanze verarbeiteten Nägel, die angeblich vom Kreuz
Christi stammten, ausgereicht, um den Ruf der Lanze als bedeutende Reliquie
zu begründen. Wurden anfangs nur die Partikel von Nägeln erwähnt, so wurde
später der Dorn in der Mitte der Lanzenspitze als Nagel vom Kreuz des Herrn
bezeichnet. Vielleicht kam es durch den Einbau dieses Mittelstücks zum Bruch
der Lanze, vielleicht aber auch bei der Entnahme von Material für Kopien,
die Otto III. anfertigen ließ. Unter dem Sohn Heinrichs IV., Kaiser
Sigismund, brachen in Böhmen die Hussitenkriege aus. Die Reichsinsignien und
damit auch die Heilige Lanze wurden außer Landes gebracht und von Sigismund
1424 der Stadt Nürnberg zur Aufbewahrung übergeben. Die Heilige Lanze zog,
besonders am Hochfest zu ihrer Verehrung, große Pilgerscharen nach Nürnberg.
Erst mit der Reformation endete die Bedeutung der Lanze als Reliquie. Im
Verlauf der napoleonischen Kriege waren die Reichskleinodien neuerlich
gefährdet. Kaiser Franz II. befürchtete, Napoléon könnte den Anspruch auf
den römisch-deutschen Kaisertitel erheben, sollte er in den Besitz der
Reichsinsignien kommen. Daher ließ er diese 1796 zusammen mit der Heiligen
Lanze zuerst nach Regensburg und 1800 in seine Schatzkammer in der Hofburg
in Wien bringen. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich unter
Adolf Hitler wurden die Reichskleinodien 1938 von Wien wieder nach Nürnberg
überstellt. Fest steht, dass Hitler damit den Lokalpolitikern der Stadt, die
durch die Abhaltung der Parteitage auf dem Reichsparteitagsgelände fest mit
der NSDAP verbunden waren, einen Gefallen erweisen wollte. Erst gegen Ende
des 20. Jahrhunderts kamen Thesen auf, Hitler sei es dabei nur um die
Heilige Lanze gegangen, die ihm Unbesiegbarkeit verleihen sollte und die er
als Wunderwaffe einsetzen wollte. Gegen diese Thesen spricht auch, daß sich
die Lanze zusammen mit den anderen Insignien des römisch-deutschen
Kaisertums zu Kriegsende noch immer in Nürnberg befand, wo sie von
amerikanischen Soldaten gefunden wurde. 1946 wurden die Reichskleinodien als
Beutegut des Dritten Reichs von den USA an die Schatzkammer in Wien
zurückgegeben. Seitdem werden die Reichskleinodien wieder in der
Schatzkammer der Wiener Hofburg ausgestellt. Offiziell "bis es wieder einen
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation gibt". Auch Gerüchte,
die Lanze habe dabei ihren Weg in die Vereinigten Staaten gefunden und nur
eine Kopie sei in der Schatzkammer ausgestellt worden, bewahrheiteten sich
nicht. Röntgenaufnahmen und andere Zerstörungsfreie Materialprüfungen des
Interdisziplinären Forschungsinstitutes für Archäologie der Universität Wien
in den vergangenen Jahren zeigten, daß es sich dabei um die oftmals
beschriebene, 1200 Jahre alte Lanze handelt.
Die Reichskrone
Die Reichskrone ist die Krone der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen
Reiches seit dem Hochmittelalter. Die meisten römisch-deutschen Könige seit
Konrad II. wurden mit ihr gekrönt. Die Reichskrone war, neben dem
Reichskreuz, dem Reichsschwert und der Heiligen Lanze, das wichtigste Teil
der Reichskleinodien. Bei der Krönung wurde sie zusammen mit dem Zepter und
dem Reichsapfel an den neuen König übergeben. So wurde die Krone selbst, wie
an der Bezeichnung daz riche erkennbar ist, und ihr wichtigster Edelstein,
der Waise, zum Symbol für die Herrschaft des Königs bzw. Kaisers, so daß
eine Krönung ohne die Reichsinsignien häufig als illegitim angesehen wurde.
Auch der religiöse Führungsanspruch des Herrschers wurde durch verschiedene,
in die Krone eingearbeitete Zeichen symbolisiert. Die Reichskrone hat eine
von den meisten, wenn nicht sogar allen anderen Kronen der Welt abweichende
Gestalt. Die Krone ist nicht rund, sondern achteckig. Statt eines Reifes
sind acht oben abgerundete Platten durch Scharniere miteinander verbunden.
Durch zwei zu einem unbekannten Zeitpunkt eingezogene Eisenbänder, die mit
Goldnieten an den Platten befestigt wurden, wurde die Krone in ihrer nahezu
regelmäßigen achteckigen Gestalt fixiert. Die einzelnen Platten der Krone
sind aus gediegenem Gold, von Perlen und Edelsteinen durchsetzt. Durchsetzt
ist hier wörtlich zu nehmen: Die Perlen und die Steine sind in ausgesägte
Öffnungen eingeschoben und mit Filigrandraht befestigt, so daß diese in
durchscheinendem Licht wie von innen leuchten. Die Krone ist besetzt mit 144
Edelsteinen und etwa gleich vielen Perlen. Der Grundstoff ist Gold. Neben
vier von der Technik her byzantinisch beeinflußten Emailleplatten, im
Allgemeinen Bildplatten genannt, mit drei Darstellungen des Alten Testaments
(dargestellt sind die Könige David, Salomo, Ezechias (Hiskia) mit dem
Propheten Jesaja) und einer Darstellung aus dem Neuen Testaments (Jesus von
zwei Engeln umrahmt), besteht die Krone noch aus vier sogenannten
Steinplatten mit programmatischen Darstellungen. Diese Steinplatten wechseln
sich mit den Bildplatten ab. Die Könige David und Salomo halten Spruchbänder
mit lateinischen Aufschriften in ihren Händen. Bei König David heißt es: Der
ehrenhafte König liebt den Rechtsspruch (Psalm 99(98),4), bei Salomon:
Fürchte Gott und meide Unrecht (Sprüche 3,7). Auf dem dritten Bild wird
König Ezechias das vom Propheten Jesaja übermittelte Versprechen Gottes
zuteil: Wohlan, ich will deinen Lebensjahren noch 15 hinzufügen (2. Könige
20,6). Auf der vierten Platte wird der auferstandene Jesus thronend über dem
Weltkreis, von zwei Engeln umrahmt dargestellt. Dazu heißt es in roten
Buchstaben auf goldenem Grund per me reges regnant (Sprüche 8,15; deutsch:
Durch mich regieren die Könige). Das aufgesteckte Kronenkreuz ist eine
Hinzufügung des frühen 11. Jahrhunderts, das Heinrich II. zugeschrieben
wird, der ebenfalls aufgesteckte Bügel ist wohl eine Ergänzung aus der Zeit
Kaiser Konrads II. Der Bügel überspannt den gesamten achteckigen
Kronenkörper und verbindet die vergrößerte Stirnplatte mit der Nackenplatte.
Er trägt acht oben abgerundete Platten. An Stelle des Kronenkreuzes, an den
Seitenplatten sowie der Nackenplatte befanden sich vorher vermutlich je drei
so genannte Kolbenperlen. Diese Änderung wurde wahrscheinlich vorgenommen,
weil kurz zuvor die byzantinischen Kaiser ebenfalls die auf ihrer Krone
vorhandenen Kolbenperlen durch ein Kreuz ersetzten. Die Inschrift aus Perlen
zeigt den Grund für die Annahme der Urheberschaft Konrads II.. Auf der
linken Seite heißt es Chuonradus Dei Gratia und auf der rechten Seite
Romanoru(m) Imperator Aug(ustus) (deutsch Konrad von Gottes Gnaden Kaiser
der Römer (und) Augustus). Der Bügel soll wahrscheinlich nicht unabsichtlich
an die Helmzier antiker Herrscher und Feldherren erinnern.
Heutiger Zustand
Den heutigen Erhaltungszustand der Krone kann man als Fragment der
ursprünglichen bezeichnen. Auf der Innenseite der Seitenplatten angebrachte
Halterungen verweisen auf fehlende Juwelenkettchen (Pendilien) die links und
rechts herabhingen. Diese sind so zum Beispiel im Perikopenbuch Heinrichs
IV. dargestellt. Weddige (Lit.: Weddige) schreibt hierzu: Von den
Seitenplatten hingen je 3 Pendilienkettchen wie bei der ungarischen
Stephanskrone herunter. Weiterhin fehlt heute der prominenteste Edelstein
des Mittelalters, der so genannte "Waise" (lat. orphanus). Dieser war
vermutlich ein großer Opal oder Karfunkelstein, also handelte es sich
entweder um einen milchig-weißen oder einen intensiv roten Edelstein. Dieser
war an der Nackenplatte oder Stirnplatte, hier diskutiert die historische
Wissenschaft intensiv, befestigt und fehlt bereits seit dem 14. Jahrhundert.
Zu diesem Stein schrieb Albertus Magnus um das Jahr 1250: Der Waise ist ein
Edelstein in der Krone des Römischen Kaisers. Weil er niemals sonst irgendwo
gesehen war, wird er der "Waise" genannt. Er hat eine Farbe wie Wein, wie
zartes Weinrot, und es ist, wie wenn das blendende, leuchtende Weiß des
Schnees in das helle Weinrot eindringt und dabei doch das Rot beherrschend
bleibt. Dieser Edelstein glänzt stark, und es heißt, er habe einst sogar bei
Nacht geleuchtet; doch das tut er in unserer Zeit nicht mehr. Wohl aber wird
gesagt, dass er die Ehre des Reiches bewahre. Im Jahre 1350 wird er im
Übergabeinventar der Reichskleinodien an Karl IV. zum letzten Mal erwähnt.
Weiterhin sind einige Platten eingerissen, verbogen oder gebrochen. Außerdem
fehlen an mehreren Stellen Edelsteine, Filigrantürmchen und Perlen.
Teilweise wurden die fehlenden Perlen und Edelsteine ersetzt, wobei diese
nicht immer paßgenau zur ursprünglichen Gestalt angefertigt wurden. Dies
geschah besonders auffällig an der Stelle der Stirnplatte, wo vermutlich der
Waise saß. Dort befindet sich heute ein schlanker Saphir, der nicht genau in
die vorhandene Fassung paßt, die deshalb oben ausgesägt wurde. Die rote
Samthaube im Kroneninneren ist aus dem 18. Jahrhundert. An ihrer Stelle trug
der Kaiser im Mittelalter eine Mitra, da das Tragen bischöflicher Gewänder
(Pontifikalien) ein päpstliches Privileg war, das dem Kaiser bei der Krönung
verliehen wurde. Abmessungen: · Durchmesser: 22 cm · Gewicht: 3,5 kg ·
Stirnplatte: Höhe 14,9 cm, Breite: 11,2 cm · Kronenkreuz: Höhe: 9,9 cm
Entstehung
Neuere Datierungen (Lit.: Wolf) gehen davon aus, daß die Reichskrone aus der
Zeit Ottos I. um das Jahr 965/967 stammt. Andere Datierungen gehen aber von
einer Entstehungszeit um das Jahr 1027, dem Jahr der Krönung Konrads II. zum
Kaiser, aus. Die Reichskrone wurde wahrscheinlich in einer niederrheinischen
Werkstatt in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts hergestellt. Stil- und
Materialvergleich lassen auf eine Kölner oder Essener Werkstatt schließen.
Andere Hersteller lassen sich aber auf Grund der handwerklichen
Einzigartigkeit nicht ausschließen. Dafür in Betracht gezogen werden unter
anderem das Benediktinerkloster auf der Insel Reichenau, da es dort neben
der Reichskanzlei eine Malerschule und Goldschmiede gab, die handwerklich
dazu in der Lage gewesen wären. Weitere in der wissenschaftlichen Literatur
diskutierte Orte der Herstellung sind zum Beispiel Konstantinopel, Sizilien,
Burgund, Lothringen, Mainz oder Regensburg. Die erste schriftliche
Erwähnung, die nach überwiegender wissenschaftlicher Meinung eindeutig die
heute bekannte Krone beschreibt, findet man bei Walther von der Vogelweide.
In seinem Spruch ergriff Walther propagandistisch Partei für Philipp, da im
gleichen Jahr Otto IV. ebenfalls zum König gewählt und in Aachen durch den
Kölner Erzbischof Adolf von Köln gekrönt wurde. Diese Krönung erfolgte
jedoch am richtigen Ort der Krönung und durch den rechten Koronator, jedoch
mit imitierten Reichsinsignien. Da aber zu dieser Zeit die Frage des
richtigen Krönungsortes für die Legitimation wesentlich wichtiger war als
die Verwendung der Reichsinsignien, wird klar, warum Walther die Bedeutung
der Krone für die Legitimation des Königs betont. Bilder, die einigermaßen
realistisch die heutige Krone zeigen, finden sich allerdings erst nach 1355
im Stammbaum Karls IV., der auf einem Wandgemälde auf der Burg Karlstein bei
Prag dargestellt ist. Da im Früh- und Hochmittelalter das Königtum eine
Reiseherrschaft war, wurde die Krone zunächst in den verschiedenen Pfalzen,
Reichsburgen und Klöstern verwahrt, in denen sich der König beziehungsweise
Kaiser gerade aufhielt. Zu diesem Zweck gab es dort spezielle
Räumlichkeiten, zum Beispiel in der Harzburg, der Reichsabtei Hersfeld, der
Reichsveste Hammerburg und anderen. Karl IV. ließ um das Jahr 1368 von einem
Prager Meister ein Futteral aus Leder für die Krone anfertigen. Derselbe
Meister hat auch das Futteral für die Wenzelskrone gefertigt. Erst ab diesem
Zeitpunkt ist es historisch gesichert, daß die Krone die heute in Wien
aufbewahrt wird, mit den Erwähnungen im Zusammenhang mit dem Reichsschatz
identisch ist. Die wohlhabenden Reichsstädte, darunter Nürnberg als eine der
größten und bedeutendsten, waren eine der wichtigsten Stützen des Reiches im
15. Jahrhundert. Deshalb verhandelte Sigismund mit der Stadt Nürnberg die
Reichskleinodien auf ewige Zeiten, unwiderruflich und unanfechtbar
aufzubewahren. Zu diesem Zweck verlieh er der Stadt am 29. September 1423
das Privileg "Hort des Reichsschatzes". Die Verleihungsurkunde spricht dabei
von den Kleinodien als unser und des heiligen Reichs Heiligtum. Außerdem
sollten die Kleinodien jährlich am vierzehnten Tag nach Karfreitag
öffentlich bei den sogenannten Heiltumsweisungen gezeigt werden. Zusammen
mit dem Privileg der Aufbewahrung wurde Nürnberg das Recht auf eine
vierzehntägige Handelsmesse, beginnend mit dem Tage der Heiltumsweisungen,
verliehen. Am 22. März 1424 trafen die Reichskleinodien mit der Reichskrone
als Fischtransport getarnt in Nürnberg ein. Von dem Transport, der von zwei
Abgesandten des Nürnberger Rates begleitet wurde, wussten nur sechs
Personen. Das Eintreffen des Transportes in der Stadt wurde von der
Bürgerschaft und dem Klerus der Stadt mit einem großen Fest begangen. Noch
im gleichen Jahre bestätigte Papst Martin V. das Verwahrungsprivileg
Nürnbergs, welcher aber sein Mitspracherecht in allen Reichsangelegenheiten
durch folgende Einschränkungen zur Kenntnis brachte: Die Kleinodien sollten
in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals verwahrt werden. Die "ewige Zeit" der
Verwahrung sollte enden, wenn die Stadt vom rechten Glauben abfalle. Die
Reichskleinodien wurden in einem Versperr genannten Raum über der Sakristei
der Kirche des Heilig Geist Spitals verwahrt, die Reichskrone gesondert in
einer schwarzen Truhe. Zusätzlich wurde für die Präsentation der
Reichskleinodien in einem würdigen Rahmen die Kirche neu ausgemalt und für
die Heilige Lanze und das Reichskreuz ein mit Nürnberger Wappen,
Schwabenfeld und Frauenadler, geschmückter Behälter, der Heiltumsschrein,
angefertigt. Die Schlüssel zum Aufbewahrungsort verwahrten die Losunger, die
drei höchsten Beamten der Stadt. Nur zu den Krönungen der deutschen Könige
und Kaiser verließen die Reichskleinodien von Nürnberger Gesandten begleitet
und geschützt die Stadt. Die Nürnberger Gesandten hatten sogar das Recht,
während der Krönungen die Insignien darzureichen. Nachdem in Frankreich 1789
die Revolution ausgebrochen war, wurde dort 1792 das Königtum gestürzt. Die
Koalitionskriege endeten mit dem Sieg des revolutionären Frankreich. So
griff der Krieg auch auf Deutschland über, und im Jahr 1796 rückten die
französischen Revolutionstruppen unter General Jourdan gegen Nürnberg vor.
So mußte der Nürnberger Magistrat seinem Verwahrungsauftrag gemäß verfahren.
Der Nürnberger Oberst Johann Georg Haller von Hallerstein wurde mit der
Rettung der Reichskleinodien betraut, die schließlich dem kaiserlichen
Prinzipalkommisär am immerwährenden Reichstag in Regensburg, dem Freiherrn
Johann Aloys Josef Freiherr von Hügel, übergeben wurden. Dieser nahm sie mit
Bewilligung des Kaisers in seine Verwahrung und deponierte sie am Hof der
von Thurn und Taxis in Regensburg. In der Eile waren allerdings einige
Stücke der Kleinodien in Nürnberg zurückgeblieben, was aber durch die
Franzosen nicht entdeckt wurde, so daß am 29. September desselben Jahres
Oberst Haller die zweite Sendung unter anderem mit dem Reichsschwert, der
Heiligen Lanze und dem Reichskreuz an den Freiherrn von Hügel in Regensburg
übergeben konnte. Der Aufenthalt der Reichskleinodien außerhalb der Mauern
Nürnbergs sollte eigentlich nur vorübergehend sein. Sowohl Hügel als auch
der damalige Kaiser Franz II. garantierten den Nürnbergern die sofortige
Rückgabe der Reichskleinodien nach Beendigung der Gefahr. Wenig später war
der Reichsschatz aber auch in Regensburg nicht mehr vor Napoleons Truppen
sicher. Ohne Wissen und Zustimmung der Nürnberger transportierte von Hügel
die Schätze über Passau nach Wien, wo sie am 29. Oktober 1800 der
kaiserlichen Schatzkammer übergeben wurden. Der kaiserliche Schatzmeister
bestätigte den Empfang der Reichskleinodien auf einer von den Nürnberger
Losungern erstellten Flüchtlingsliste. Auf dieser Liste fehlten jedoch
einige Gegenstände, wie zum Beispiel die sogenannte Gugel (eine Mütze), eine
Stola, zwei einfache Reichsäpfel und noch ein paar andere
Bekleidungsgegenstände, die wahrscheinlich in den Wirren des Krieges
verlorengingen. Daneben wurden auch die so genannten "Aachener Kleinodien"
nach Wien gebracht. So waren die Reichskleinodien in der kaiserlichen
Schatzkammer vereinigt, wo sie geheim gehalten aufbewahrt wurden, während
das Heilige Römische Reich, das von der Krone und den anderen Kleinodien
symbolisiert wurde, in Trümmern versank. Mit der Niederlegung der Krone des
Reiches erklärte Kaiser Franz, ohne durch die verbliebenen Reichsgremien
dazu befugt gewesen zu sein, auch das Heilige Römische Reich für erledigt
und entband alle Reichseinrichtungen und -beamten von ihren Pflichten
gegenüber dem Reich. Damit hatte sich der Kaiser zwar formell über die
Verfassung des Reiches hinweggesetzt. Jedoch sprach der Kaiser nur aus, was
faktisch schon geschehen war: Das Heilige Römische Reich hatte aufgehört zu
existieren. Die Krone und die anderen Insignien waren damit keine Symbole
des Reiches mehr. Sie standen nur noch als Schatz für eine fast
tausendjährige Geschichte des Reiches. Die Kleinodien blieben in Wien und
wurden im Jahre 1827 erstmals öffentlich als Museumsstücke in der Weltlichen
Schatzkammer Wien gezeigt.
Symbolik der Krone
Die im folgenden aufgeführte Trennung der Funktion und Bedeutung der
Reichskrone in eine weltliche und in eine religiöse Komponente ist
sicherlich schwierig, da zur Zeit der Entstehung der Krone und in späteren
Jahrhunderten diese Funktionen untrennbar miteinander verbunden waren. Sie
verkörperte das Gottkaisertum des Heiligen Römischen Reiches. Für heutiges
Denken ist es kaum noch möglich, sich das Wesen des Reichsgedankens als
weltliches Reich Gottes vorzustellen. Um dennoch die Möglichkeit zu bieten
sich dem Thema zu nähern, wurde diese Unterteilung hier gewählt.
Weltlicher Aspekt
Den Reichsinsignien und besonders der Reichskrone kam für das
Hochmittelalter besonders die Legitimationsfunktion zu. Das deutsche
Königtum war erstens ein Wahlkönigtum. Das heißt unter anderem, daß es kein
durchgehendes Herrschergeschlecht gab, welches das Reich repräsentierte,
auch wenn sehr häufig die Söhne oder andere Verwandte der Kaiser
beziehungsweise Könige zum deutschen König gewählt wurden. Um zu beweisen,
daß jemand der rechtmäßige Souverän war, mußte sich der aktuelle König durch
den Besitz der Krone und der dazu gehörenden Reichskleinodien ausweisen
können. Durch das öffentliche Präsentieren, der auctoritas, der
Reichsinsignien wies sich dieser also als rechtmäßiger Herrscher aus. So
wurden beispielsweise die Reichskleinodien seit dem Jahr 1354 einmal
jährlich vom Turm der Heilig-Blut-Kapelle auf dem Karlsplatz in Prag, aber
auch in Basel und später in Nürnberg, öffentlich gezeigt. Diese
Heiltumsweisungen sind seit Karl IV. (1316 - 1378) bekannt und waren das
Ziel von Massenwallfahrten. Zweitens waren die Könige beziehungsweise Kaiser
des Mittelalter auf permanenter Reise oder auf Feldzügen innerhalb und
außerhalb des Reiches, um ihre Macht zu demonstrieren und eventuell zu
verteidigen, Krieg zu führen, um Recht zu sprechen und den Hofstaat durch
die verschiedenen Pfalzen verpflegen zu lassen. Dem Reich fehlte dadurch,
aber auch durch seinen überweltlichen Anspruch als Reich Gottes, die ideelle
und geografische Mitte. Ihm fehlte eine Hauptstadt oder wenigstens ein
Hauptort, an dem die Macht des Reiches präsentiert werden konnte. Durch den
Kaiser beziehungsweise König wurde dem Reich wenigstens eine personelle
Mitte gegeben. Zentrum des Reiches, der Gegenstand, in dem es tatsächliche
Sichtbarkeit erlangte, war aber nur die Reichskrone und die anderen
Reichskleinodien. Die Krone selbst wurde daz riche genannt und so schrieb
1316 die Burgvögtin der habsburgischen Kyburg do daz rich bi mir zu kyburc
waz, also als die Krone dort verwahrt wurde. Wenn die Krone in den
Anfangsjahren und in den folgenden Jahrhunderten sinn- und
identitätsstiftend war, so wurde sie in späteren Jahrhunderten, insbesondere
seit der Zeit der Aufklärung, als fragwürdig empfunden.
Religiöser Aspekt
Im Frühmittelalter drückte sich in der Reichskrone die Vorstellung von
Christus als König der Könige aus. So sagen es die Bildplatten, aber
insbesondere die Christusplatte, die mit dem Spruch per me reges regnant
(durch mich herrschen die Könige) den Kaiser zum Gottesgnadentum erhöht.
Diesen ewigen König-Priester repräsentiert auf Erden der gekrönte Kaiser, er
ist also gleichzeitig König und Priester (siehe auch Offenbarung des
Johannes 21, 10-11). Mit diesem Kunstwerk wollte man also Gott
verherrlichen, die kaiserliche bzw. königliche Herrschaft religiös
legitimieren und den Kaiser und die Gefolgschaft zur Einhaltung der
christlichen Herrschertugenden anhalten. Die Bildplatten zeigen sehr
deutlich, welche dieser Tugenden gefordert waren und formulieren ein
Herrscherideal: Salomo steht für Gottesfurcht und Weisheit, König David für
Gerechtigkeit, König Ezechias und Prophet Jesaja stehen für ein langes Leben
durch Gottvertrauen. Ob jedoch alle Träger der Krone diesen Idealen und
Tugenden gerecht wurden, sei dahingestellt. Daneben kam der Krone und den
anderen Reichskleinodien eine Rolle als Reliquie bei den Heiltumsweisungen
zu. Durch diese Erhöhung zu einem Objekt der Volksfrömmigkeit wurde die
Würde und die Wirksamkeit der Insignien, aber insbesondere der Krone,
verstärkt. Auch wenn es sich bei der Krone um keine Reliquie im engeren
Sinne handelt, ist insgesamt in der Symbolik und in der Präsentation, die
eben die Verehrung durch das Volk ausdrücklich einschließt, ein
sakramentaler Charakter unübersehbar.
... ein "deutsches Kaiserreich"
Die Reichskrone wurde auch nach dem Ende des Heiligen Römischen Reichs als
Symbol für ein "deutsches Kaiserreich", nicht nur für das alte Reich,
aufgefaßt. Als Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die "deutsche Kaiserkrone"
ablehnte, wurde diese auf einer Karikatur selbstverständlich als Reichskrone
dargestellt. Auch die Krone des Deutschen Reiches von 1871, die allerdings
nie wirklich existierte, aber in dem Erlaß, in dem sie bereits am 15.
Oktober 1871, eingeführt wurde, ähnelte sehr der Reichskrone. Dieselbe Krone
wird heute noch von unserem monarchistischen Verein Tradition und Leben, der
sich eine Wiedereinführung des Deutschen Kaiserreichs zum Ziel gemacht hat,
als Symbol verwendet.
Abschließende Bemerkungen
Es sei darauf hingewiesen, daß keine andere Krone, nicht die russische,
nicht die englische oder spanische jemals solche Wirkung und Symbolkraft
entfaltet hat wie die Reichskrone. Dies ist wie erläutert eben nicht nur mit
ihrer rechtlichen Stellung begründet, sondern eben auch durch ihre kultische
Bedeutung, wobei die lange historische Kontinuität sicherlich dazu beitrug.
Die Krone kann also als künstlerische und rechtliche Ausprägung eines
theologisch begründeten Herrschaftsanspruches gelten.
Das Reichsschwert
Als Reichsschwert wird im deutschsprachigen Raum meist das zu den
Reichskleinodien der römisch-deutschen Könige und Kaiser des Heiligen
Römischen Reiches gehörende Schwert bezeichnet. Im Allgemeinen ist dies die
Bezeichnung eines bestimmten Schwertes, das als Staatssymbol einer
Monarchie, die Macht, Stärke, Wehrhaftigkeit und Gerechtigkeit des Landes
darstellt. Dieses, da der Ursprung des Schwertes dem heiligen Mauritius
zugeschrieben wurde, auch als Mauritiusschwert bezeichnete Schwert
überreichte der Papst dem römisch-deutschen Kaiser bei seiner Krönung als
Zeichen der weltlichen Macht, die er aus der Hand Gottes erhält. Beim
anschließenden Auszug aus der Kirche wurde es dem neuen Kaiser vom
Schwertführer, mit der Spitze nach oben, als Zeichen der weltlichen Macht
und Gewalt vorangetragen. Das Schwert hat insgesamt eine Länge von 110 cm
und die 95,3 cm lange Klinge besteht aus Stahl. Die spitz zulaufende Klinge
ist mehrfach neu geschliffen worden und zeigt auf jeder Seite je eine
eingeschlagene Schwertfegermarke. Die Parierstange und der Knauf sind
schwach vergoldet und der Griff wurde mit einem gestückelten Silberdraht
umwickelt. Das Schwert war zum feierlichen Tragen mit der Spitze nach oben
bestimmt, dies kann man aus der Anordnung der Arbeiten auf der Scheide
deutlich erkennen. Außerdem ist nur in dieser Haltung eine der auf beiden
Seiten der Parierstange eingravierten Inschriften lesbar, zwischen deren
Wörtern einfache Punkte stehen: CHRISTVS · VINCIT · CHRISTVS · REIGNAT ·
CHRISTVS · INPERAT (deutsch: "Christus siegt - Christus herrscht - Christus
gebietet") Wenn das Schwert abwärts gerichtet wird oder am Schwertgurt hängt
ist die auf der anderen Seite angebrachte kürzere Inschrift lesbar. Zwischen
den Wörtern stehen hier Doppelpunkte: CHRISTVS : VINCIT : CHRISTVS : REINAT.
(deutsch: "Christus siegt - Christus herrscht") Die Inschrift ist der Name
eines dreiteiligen christlichen Lobgesanges, mit dem im Mittelalter das Volk
nach der Krönung dem Herrscher huldigte. Dieser Gesang soll in der zweiten
Hälfte des 8. Jahrhunderts entstanden sein und wurde wohl erstmals bei der
Krönungsliturgie zu Ostern des Jahres 774, nach der Eroberung des
Langobardenreiches durch Karl den Großen, verwendet. Er blieb bis zum Jahre
1209 verbindlich, bis Papst Innozenz III. eine neue Krönungsordnung
einführte. Der pilzförmige Knauf trägt auf der einen Seite das eingravierte
Wappen Ottos IV., ein halber Adler und drei schreitende Löwen. Dieses steht
auf dem Kopf und konnte ebenso wie eine der beiden Inschriften auf der
Parierstange nur erkannt werden, wenn dem Kaiser das Schwert mit erhobener
Spitze vorangetragen wurde. Die andere Seite trägt ein Wappen mit dem
Reichsadler, das hingegen dann erkennbar war, wenn das Schwert gesenkt oder
am Schwertgurt getragen wurde. Der untere Rand des Knaufes trägt die
lateinische Inschrift: BENEDICTVS · DO(minv)S DE(v)S QVI DOCET MANV(s)+
(deutsch: Gepriesen (sei mein) Herr (und) Gott, der (meine) Hände (kämpfen)
lehrt. Vom Schrifttyp ähnelt es der Gravur auf der Parierstange. Daraus kann
man schließen, daß beide zur gleichen Zeit angebracht wurden.
Scheide
Die Scheide des Schwertes ist 101 cm lang und aus Olivenholz gefertigt. Sie
ist mit vierzehn goldgetriebenen Platten, auf denen Herrschergestalten
dargestellt sind, geschmückt. Zwischen den Platten sitzen Emailplättchen.
Dieses Bildprogramm ist mehr als 100 Jahre älter als das Schwert selbst und
zählt zweifellos zu den schönsten Arbeiten seiner Art. Alle Herrscher tragen
eine Krone auf ihrem Haupt. Nur bei einer Darstellung ist links und rechts
des Kopfes der Schriftzug "L - REX" (König L.) eingraviert. Diese
Darstellung zeigt, wie der Vergleich mit anderen Quellen nahelegt, den
letzten karolingischen Herrscher Ludwig IV. das Kind, der von 900 bis 911
herrschte und als einziger der dargestellten Herrscher nicht zum Kaiser
gekrönt wurde. Damit konnte auf einfache Weise die Personenfolge genau
bestimmt werden. Die Goldplatten zeigen die historische Reihe von Karl dem
Großen bis zu Heinrich III., dem salischen Kaiser aus dem Wormser Raum.
Dabei handelt es sich bei den dargestellten Personen ausschließlich um
römisch-deutsche Könige und Kaiser. Westfränkische und italienische Könige
die zu Kaisern gekrönt wurden, sind auf der Scheide nicht dargestellt.
Ebenso blieb die Reichsteilung von 876 unberücksichtigt. Von den drei Söhnen
Ludwig des Deutschen ist nur Karl III. der Dicke vertreten, welcher als
einziger der drei Kaiser wurde und das Reich unter seiner Herrschaft
wiedervereinigt hatte. Die Herrscher auf der Scheide wurden folgendermaßen
identifiziert (in Klammern die Zeit der Herrschaft):
1. Karl der Große
(768-814)
2. Ludwig der Fromme (814-840)
3. Ludwig der Deutsche
(843-876)
4. Karl III. der Dicke (876-887)
5. Arnulf von Kärnten
(887-899)
6. Ludwig IV. das Kind (900-911)
7. Konrad I. (911-918)
8. Heinrich I. (919-936)
9. Otto I. der Große (936-973)
10. Otto
II. (973-983)
11. Otto III. (983-1002)
12. Heinrich II. (1002-1024)
13. Konrad II. (1024-1039)
14. Heinrich III. (1039-1056)
Auf den
Reliefs sind die vierzehn Herrscher in Frontansicht in vollem Ornat
dargestellt. Sie stehen breitbeinig mit ihren Insignien, dem Zepter und dem
Reichsapfel in den Händen mit zumeist vor der Brust angewinkelten Armen.
Vier Herrscher tragen anstelle des Zepters einen langen Stab, den sie mit
dem linken Arm seitlich neben sich halten.
Entstehung des Schwertes
Wahrscheinlich haben bereits Otto I. und seine Nachfolger ein oder mehrere
wertvolle Schwerter in ihrem Kronschatz besessen. Diese wurden wohl später
durch das heute erhaltene ersetzt. So befindet sich zum Beispiel im Essener
Damenstift ein reich geschmücktes Schwert mit goldbeschlagener Scheide, das
vermutlich Otto III. gestiftet hat. Diese Waffe könnte ein Vorgänger des
Reichsschwertes sein, denn die Darstellungen auf den Scheiden der beiden
Schwerter ähneln sich. Nach Untersuchungen von Mechthild Schulze-Dörrlamm
(Lit.: Schulze-Dörrlamm), die Mitte der 1990er Jahre archäologische
Untersuchungen am Reichsschwert und an anderen Teilen der Reichskleinodien
durchführte, stammt das gesamte Schwert vom Ende des 12. Jahrhunderts. Es
wurde wohl für Kaiser Otto IV. angefertigt. Diese Datierung legt das Wappen
Ottos im Knauf nahe. Sehr wahrscheinlich wurde das Schwert für Ottos Krönung
zum römisch-deutschen König am 12. Juli 1198 in Aachen hergestellt. Es
diente wohl als Ersatz für das alte Schwert aus der Salierzeit, das sich,
wie die anderen Reichskleinodien, noch im Besitz des Gegenkönigs Philipp von
Schwaben befand. Auf Grund der Inschriften auf der Parierstange in
romanischem Mittellatein könnte als Ursprungsland Frankreich in Frage
kommen. Damit in Zusammenhang könnte der Umstand stehen, dass Otto IV. der
zweite Sohn Heinrichs des Löwen war und seine Jugend am Hof seines Onkels,
des Königs von England, verbrachte. Von diesem wurde er bereits vier Jahre
vor seiner Königswahl zum Grafen von Poitou und Herzog von Aquitanien
ernannt. Die zusätzliche Bezeichnung Mauritiusschwert trägt das Schwert seit
Karl IV., der auch die anderen Teile der Reichskleinodien gern in
Zusammenhang mit bedeutenden Heiligen brachte. Dem frühchristlichen Märtyrer
Mauritius wurde bereits im 11. Jahrhundert die Heilige Lanze zugesprochen.
Im Mittelalter war er das Vorbild aller christlichen Ritter. Außerdem stand
er in so hohem Ansehen, daß er zeitweise der Patron des Reiches war.
Entstehung der Scheide
Die Scheide des Reichsschwertes wird auf Grund der dargestellten Herrscher
Heinrich III., er ist der letzte auf der Scheide dargestellte König, oder
seinem Nachfolger Heinrich IV. zugeschrieben. Genaue Untersuchungen der
Scheide legen jedoch nahe, dass die Schwertscheide nur in der zweiten Hälfte
des 11. Jahrhunderts entstanden sein kann. Sie wurde demnach erst für
Heinrich IV. (1056-1106) hergestellt. Dafür spricht auch, daß gerade
Heinrich IV. in der Zeit des Investiturstreits versuchen mußte, die
Rechtmäßigkeit seines Herrschaftsanspruches zu dokumentieren. Somit ist dies
ein zusätzliches Indiz dafür, daß die Scheide für die Kaiserkrönung
Heinrichs IV. im Jahr 1084 in Rom bestimmt war. Es liegt nahe, daß die
Scheide in Italien gefertigt wurde. Damit ist klar, daß die Scheide
ursprünglich nicht für das heutige Reichsschwert bestimmt war, sondern etwas
mehr als 100 Jahre älter ist. Dafür sprechen auch die unterschiedliche
Verwendung der Edelmetalle und stilistische Merkmale. In einer Inventarliste
der Burg Trifels aus dem Jahr 1246 heißt es als erste Erwähnung lediglich:
zwey swert mit zweyn scheiden, gezieret mit edelem gesteyne Es handelt sich
also um zwei Schwerter mit edelsteingeschmückter Scheide. Hiermit dürften
wohl das Reichsschwert und das Zeremonienschwert gemeint sein. Einen älteren
schriftlichen Beleg als diese Inventarliste gibt es nicht. Seit das Schwert
Ende des 12. Jahrhunderts den Reichskleinodien hinzugefügt wurde, ist sein
Schicksal untrennbar mit dem der anderen Reichskleinodien verbunden. Im
Gegensatz zu den anderen Reichskleinodien wurde das Reichsschwert auch nach
dem Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 noch einige Male für
repräsentative Zwecke verwendet. So wurde es beispielsweise im Jahr 1838 bei
der Krönung Ferdinands I. in Mailand, bei der Tiroler Erbhuldigung im
gleichen Jahr, bei der Eröffnung des österreichischen Reichsrates und
anderen offiziellen Anlässen und letztmalig bei der Krönung des Kaisers Karl
I. als Karl IV. zum König von Ungarn im Jahr 1916 eingesetzt.
Bedeutung
Das Überreichen des Schwertes bei der Krönung durch den Papst sollte den
Herrscher daran erinnern, dass er der Verteidiger des Reiches und der Kirche
war. Er empfing es im übertragenen Sinne also aus den Händen der Apostel
Petrus und Paulus. Weiterhin hat die Darstellung der vierzehn Herrscher
neben der Legitimierung Heinrichs IV. wahrscheinlich auch
religiös-symbolischen Charakter. Die Vierzehn als Verdoppelung der
"heiligen" Zahl 7 und dreimal 14 ist die Zahl der Ahnen, die Matthäus in
seinem Stammbaum von Abraham bis Jesus erwähnt. Da ist solch eine biblische
Vorlage für die Herrscherreihe nicht ausgeschlossen, zumal die Zahl Vierzehn
so gut zur Zahl der "Vorfahren" paßt, die den Thron des Heiligen Römischen
Reiches bis Heinrich IV. innehatten.
Reichsapfel
Der Reichsapfel des Heiligen Römischen Reiches gehört zu den
Reichskleinodien. Als Attribut des römischen Gottes Jupiters war der Erdball
in der Hand des Kaisers bzw. des römisch-deutschen König als künftigem
Kaiser Sinnbild der Weltherrschaft. Zusammen mit der Krone und dem Zepter
wurde er dem König während der Krönungszeremonie überreicht. Als
traditioneller Bestandteil der Insignien eines Herrschers hat der
Reichsapfel, der heute in Wien ausgestellt wird, aber nie die konkrete, auf
das Einzelstück bezogene Bedeutung erlangt, wie beispielsweise die
Reichskrone, die Heilige Lanze oder das Reichsschwert. Der Reichsapfel der
Reichskleinodien hat eine Höhe von 21 cm und ist aus Gold, Goldfiligran
gefertigt und mit Edelsteinen und Perlen besetzt. Die Kugel, die den Globus
stilisiert, besteht aus einer Harzmasse und wurde mit Goldblech umkleidet.
Die Spangen entlang des Äquators waren, genauso wie des aufgesetzten Kreuzes
ursprünglich mit Perlen besetzt. Der Stein im Schnittpunkt der beiden
Kreuzbalken ist ein Saphir und zeigt ein Monogramm das denen der
merowingischen Könige ähnelt. Diese konnte bisher nicht gedeutet werden. Ein
Reichsapfel wird im Jahre 1191 bei der Kaiserkrönung Heinrichs VI. erstmals
dem neuen Kaiser überreicht. Die Form des Kreuzes und die Filigranornamente
legen nahe, daß der Reichsapfel nicht wesentlich früher entstanden sein
kann. Neben dem reich ausgestatteten Stück existierten bis zur Flüchtung der
Reichskleinodien aus Nürnberg im Jahre 1796 noch zwei einfacher gearbeitete
Reichsäpfel, die aber in den Wirren verlorengingen.
Reichskreuz
Das Reichskreuz gehört zu den Reichskleinodien des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation. Es ist hohl und diente zur Aufbewahrung der beiden
Großen Reliquien Christi, der Heiligen Lanze im Querarm und des
Kreuzpartikels im unteren Schaft. Es handelt um das ursprüngliche Reliquiar
der Reichsreliquien. Das Kreuz hat einen Eichenholzkern und ist außen mit
Goldblech beschlagen sowie innen mit rotem Leder gefüttert. Es mißt 77 mal
70 cm, die Balken sind 9 cm und die Balkenenden 12 cm breit. Die Vorderseite
des Kreuzes mit Perlen und Edelsteinen in Hochfassungen geschmückt (Crux
gemmata). Die Rückseite zeigt das Lamm Gottes, das von den zwölf Aposteln
umgeben ist, sowie die vier Evangelistensymbole auf den quadratischen
Balkenschlüssen. Auf Grund der Herstellung als Reliquiar lassen sich mehrere
Teile der Vorderseite abheben. In die erscheinenden Öffnungen lassen sich
Reliquien legen. Die Öffnungen sind mit dunkelrotem Stoff ausgelegt und sind
paßgenau für die Heilige Lanze bzw. die Kreuzpartikel ausgefüht. Daraus
resultieren letztendlich die Ausmaße des Gesamtkreuzes. Ob weitere kleinere
quadratische Öffnungen für Urkunden oder weitere kleiner Reliquien bestimmt
waren läßt sich nicht mehr sagen. Auf den Seitenwänden ist die umlaufende
Inschrift angebracht: ECCE : CRVCEM : DOMINI : FVGIAT : PARS : HOSTIS :
INIQVI : † HINC : CHVONRADI : TIBI : CEDANT : OMNES : INIMICI : deutsch: Vor
diesem Kreuz des Herren möge der Anhang des Feindes fliehen. Daher sollen
vor dir, Konrad alle Gegner weichen. Der Hinweis auf Chuonrad wird mit
Kaiser Konrad II. in Verbindung gebracht, zu dessen Zeit das Kreuz wohl
angefertigt wurde. Ob dieser jedoch auch der ursprüngliche Auftraggeber war
ist nicht bekannt. Die Deutung des Kreuzes nicht als Marterwerkzeug sondern
als Siegeszeichen ist charakteristisch für das Hochmittelalter und tritt
einem auch in der romanischen Kunst häufig entgegen. Es ist daher auch ein
Symbol für den kaiserlichen Anspruch auf die Weltherrschaft. Der Kreuzfuß
ist eine spätere Hinzufügung und besteht aus vergoldetem Silber auf einem
Holzkern und ist mit vier emaillierten Wappenschildchen geschmückt. Die
Schildchen auf Vorder- und Rückseite zeigen den einköpfigen,
rechtsgewendeten Reichsadler, wohingegen die auf den Seiten den silbernen
böhmischen Löwen auf rotem Grund darstellen. Der Fuß ist 17,3 cm hoch und
hat eine Grundfläche von 29,2 mal 22 cm. Die Entstehung wird im allgemeinen
1024/25 oder 1030 u.a. in Lothringen vermutet. Eine etwas frühere
Herstellung als Auftragswerk des Vorgängers Konrads Heinrich II. findet sich
aber auch in der Literatur. Der Kreuzfuß ist aus vergoldetem Silber und
wurde anstelle eines älteren um 1350 auf Anweisung von Kaiser Karl IV. in
Prag angefertigt. Ebenso ließ er für die beiden bisher im Reichskreuz
verwahrten Reliquien neue Reliquiare herstellen.
Krönungsornat
Das Krönungsornat der mittelalterlichen römisch-deutschen Kaiser bestand
seit der Stauferzeit aus folgenden Teilen:
· Krönungsmantel, mit über
100.000 Perlen besetzt, 11 kg schwer, indigo- und purpurgefärbt
(sizilianische Arbeit des 12. Jahrhunderts)
· ein Paar mit Perlen und
Edelsteinen besetzte Handschuhe (byzantinische Arbeit)
· ein Paar mit
Perlen und Edelsteinen besetzte Pantoffeln (sizilianische Arbeit)
· eine
Art Kniestrümpfe mit Gamaschen aus goldbestickter Seide (byzantinische
Arbeit)
· ein in purpurgefärbtes Leinen eingeschlagenes Evangeliar
Der Krönungsmantel
Der Krönungsmantel oder Pluviale (lateinisch Mantel) gehört zu den
Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und ist das
Hauptstück des Krönungsornates der römisch-deutschen Kaiser. Die
arabisch-normannische Arbeit aus einer sizilianischen Werkstatt des 12.
Jahrhunderts wurde von der Zeit Friedrichs II. bis zum Ende des alten
Reiches für die meisten Krönungen der römisch-deutschen Kaiser verwendet.
Zusammen mit den anderen Krönungsinsignien wie Reichskrone, Reichsschwert
und Reichsapfel wird der Mantel heute in der Weltlichen Schatzkammer der
Wiener Hofburg ausgestellt. Die äußere Gestalt des Krönungsmantels spiegelt
die verschiedenen kulturellen Einflüsse wieder, die das Sizilien des 12.
Jahrhunderts prägten: die der lateinischen und der griechisch-byzantinischen
Christenheit und des Islam. Sowohl im Stilempfinden der
arabisch-muslimischen Bevölkerungsgruppe als auch in dem der normannischen
Eroberer spielte die Freude an stilisierender Ornamentik eine wichtige
Rolle. Der Krönungsmantel ist ein halbrunder, bis zum Boden reichender,
offener Umhang. Er wurde mit einer Schleife und einer goldenen Spange über
der rechten Schulter zusammengehalten und blieb rechts offen, um die
Schwurhand frei zu lassen. Er ist 342 Zentimeter breit, besteht aus mit
Purpur rot gefärbter, geritzter Seide, dem so genannten Samit und ist mit
Goldfäden, über 100.000 Perlen und Emailplättchen reich bestickt. Insgesamt
wiegt der Mantel 11 Kilogramm. Die ornamentalen Stickereien sind
Manifestationen königlicher Macht: Zwei spiegelbildlich dargestellte Löwen,
jeder ein Kamel schlagend. Zwischen den beiden Löwen erhebt sich eine
stilisierte Palme in der Art eines Lebensbaumes. Die ursprünglich
altorientalischen Motive wurden der arabischen Kunst entlehnt. Die genaue
Bedeutung des Bildmotivs ist nicht geklärt. Bekannt ist, daß der Löwe das
Wappentier der Hauteville war, der normannischen Königsdynastie von
Sizilien, für die der Mantel ursprünglich gefertigt worden war. Die meisten
wissenschaftlichen Deutungen gehen davon aus, daß die Löwen, die zwei Kamele
schlagen, den Sieg der Normannen über die Sarazenen symbolisieren, die
Sizilien zuvor beherrscht hatten. Dem Mantelsaum folgend, ist eine
altarabische Inschrift mit guten Wünschen für den Träger des Mantels
aufgestickt. Ihre Übersetzung lautet: (Dieser Mantel) gehört zu dem, was in
der königlichen Werkstatt gearbeitet wurde, in der das Glück und die Ehre,
der Wohlstand und die Vollendung, das Verdienst und die Auszeichnung ihren
Sitz haben, hier in der königlichen Werkstatt, die sich guter Aufnahme,
herrlichen Gedeihens, großer Freigebigkeit und hohen Glanzes, Ruhmes und
prächtiger Ausstattung und der Erfüllung der Wünsche und Hoffnungen erfreuen
möge; hier, wo die Tage und Nächte im Vergnügen dahingehen mögen, ohne Ende
und Veränderung; im Gefühle der Ehre, der Anhänglichkeit und fördernden
Teilnahme im Glück und in der Erhaltung der Wohlfahrt, der Unterstützung und
gehörigen Betriebsamkeit; in der Hauptstadt Siziliens im Jahre 528 der
Hedschra Das Futter des Mantels besteht aus buntem, mit Gold- und
Silberfäden durchwirktem italienischem Damast. Es wurde offenbar im 16.
Jahrhundert auf Veranlassung des Rats der Freien Reichsstadt Nürnberg, in
der die Reichskleinodien damals aufbewahrt wurden, neu in den Mantel
eingefügt. Der Rat beschloß, den Mantel für die Kaiserkrönung Karls V. in
Aachen im Jahr 1520 neu unterfüttern zu lassen. Diese Arbeit wurde im
Nürnberger Clarissen-Kloster ausgeführt. Unter diesem neueren befindet sich
auch noch die ursprüngliche Fütterung, die aus zwei Teilen besteht. Den
größten Teil des inneren Mantels bedeckt ein Seidenstoff mit eigenartig
gestuften Ornamenten, verschlungenen Drachenleibern, dazwischen Vögel,
Menschen, grüne Ranken und goldene Blumen auf goldleuchtendem Grund. Entlang
der geraden Borte sind fünf Stücke aus Goldbrokat aufgenäht, die sicher
gleichzeitig mit dem übrigen Mantel angefertigt wurden. Wie das Löwenmotiv
auf der Außenseite, so konnten auch die Darstellungen auf dem ursprünglichen
Innenfutter noch nicht befriedigend gedeutet werden. Dem Anlegen des Mantels
während der Krönungszeremonie kam im Mittelalter hohe symbolische Bedeutung
zu. Der Begriff der Investitur, der damals die Einführung in ein hohes
kirchliches Amt oder in einen neuen Lehensbesitz bezeichnete, geht auf das
lateinische Wort investire für einkleiden zurück. Die Einkleidung eines
Herrschers in neue, geistliche Gewänder hob ihn nicht nur für jedermann
sichtbar aus der Masse der Untertanen hervor, sondern dokumentierte vor
allem seinen Übertritt vom weltlichen in den geistlichen Stand. Denn das
mittelalterliche Königtum war seit merowingischer Zeit von einer starken,
sakralen Aura umgeben. In einer noch weitgehend schriftlosen, auf
allgemeinverständliche Symbole angewiesenen Epoche dokumentierte das Anlegen
der neuen Gewänder durch den Kaiser oder König dessen Eintritt in die
geistliche, geheiligte Sphäre. Das Umlegen des Krönungsmantels war der
Höhepunkt dieses Teils der Krönungszeremonie. Erst danach wurden ihm die
Insignien seiner weltlichen Macht, z.B. Szepter und Reichsschwert,
verliehen. Zur Zeit Friedrichs II., als der Mantel der Könige von Sizilien
höchstwahrscheinlich erstmals für eine Kaiserkrönung genutzt wurde, hatten
die Päpste den weltlichen Herrschern zwar längst eine priestergleiche Würde
abgesprochen, für die Laien hatte die religiöse Symbolik der Einkleidung
aber weiterhin großes Gewicht.
Entstehung und erste Erwähnungen
Dank der aufgestickten Inschrift gehört der Krönungsmantel zu denjenigen
Reichskleinodien, deren Herkunft weitgehend gesichert ist. Die Übersetzung
der Inschrift gelang 1728 erstmals dem Altdorfer Universitätsprofessor
Johann Heinrich Schulze. Danach wurde der Mantel im Jahre 528 der
islamischen Zeitrechnung geschaffen. Dies entspricht dem Jahr 1133/34 des
Gregorianischen Kalenders. Der damalige König Roger II. von Sizilien, aus
der normannischen Dynastie Hauteville, war ein Mäzen der Künste und der
Literatur. Er versammelte an seinem Hof in Palermo arabische und
byzantinische Gelehrte, Dichter und Kunsthandwerker. Der Mantel wurde
wahrscheinlich in der berühmten königlichen Werkstatt des Arabers Tiras für
Roger gefertigt, in der die normannischen Könige von Sizilien traditionell
ihren Repräsentativschmuck fertigen ließen. Der kostbare rote Seidenstoff
dürfte byzantinische Importware gewesen sein. Denn nach einem Bericht Ottos
von Freising kamen erst 1147 erstmals byzantinische Seidenweber nach
Sizilien, die bei einem Vorstoß der sizilianischen Flotte nach Griechenland
gefangen genommen worden waren. Die verschiedenen verarbeiteten Stoffe des
Mantels sind insgesamt handwerklich hervorragende Leistungen der Webkunst,
die zugleich als besonderes Merkmal reiche figürliche Darstellungen bieten.
Roger hat den Mantel wahrscheinlich zu besonderen Anlässen getragen. Dies
ist aber nirgendwo belegt.
Der Übergang in Reichsbesitz
Rogers Tochter und Erbin Konstanze von Sizilien heiratete 1186 den
römisch-deutschen Kaiser Heinrich VI. Er vereinigte gegen den Widerstand der
Bevölkerung, des Adels und des Papstes - Sizilien war päpstliches Lehen -
das süditalienische Herrschaftsgebiet mit dem Reich und ließ sich 1194 im
Dom von Palermo zum König von Sizilien krönen. Den normannischen Kronschatz,
dessen bekanntestes Stück der Krönungsmantel ist, ließ er nach Deutschland
auf die staufische Burg Trifels in der Pfalz bringen. Für diesen Transport
sollen 150 Maulesel nötig gewesen sein. Seit dieser Zeit blieb der
Krönungsmantel in Reichsbesitz und war Bestandteil der Reichskleinodien. Als
Nachfolger Heinrichs VI. könnte Philipp von Schwaben den Mantel erstmals bei
einer Krönung zum römisch-deutschen König getragen haben. Dies läßt sich
jedoch nicht belegen. Als sicher gilt hingegen, daß Heinrichs Sohn Friedrich
II. den Mantel bei seiner Kaiserkrönung im Jahre 1220 in Rom trug. Auch die
anderen Stücke der Reichskleinodien, die aus dem normannischen Schatz
stammen - die Schuhe, die Strümpfe und die Alba - wurden bei dieser
Gelegenheit von Friedrich verwendet. Außerdem ließ er sich ein Paar
Handschuhe aus roter Seide anfertigen, die heute ebenfalls zu den
Reichskleinodien gehören. Warum ausgerechnet dieser Mantel, trotzdem er
vorrangig aus dem islamischen Kulturkreis stammte, bei der Krönung eines
christlichen Kaisers verwendet wurde, ist nicht bekannt. Es könnte mit dem
hohen Materialwert und der faszinierenden Ausführung, aber wohl vor allem
mit der Farbe des Mantels zu tun haben. Denn Purpur war bereits während des
Römischen Reiches, schon auf Grund seiner Kostbarkeit, nur dem Kaiser
vorbehalten. Die weitere Geschichte des Mantels ist untrennbar mit der der
anderen Reichskleinodien (siehe dort) verbunden.
Alba
Die Alba der Reichskleinodien wurde laut gestickter Inschrift im Jahre 1181
in Palermo für König Wilhelm II. gefertigt und gehörte später zum
Krönungsornat der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Sie befindet sich
heute in der Weltlichen Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien.
Die Alba besteht aus einem leicht gelblichen Taft, der wiederum auf einem
gleichfarbigen Seidenfutter aufgesetzt ist. Auf der reich mit Gold
bestickten Borte sind zwei ähnliche Motive aufgebracht. Es handelt sich um
einen gegenüberstehenden Löwen auf weißem Grund und gegeneinandergestellte
Greifen auf prupurnem Grund. Am oberen und untern Rand der Borte befinden
sich Inschriftentreifen. Einer der Streifen enthält die lateinische
Inschrift: † OPERATV(M) FELICI VRBE PANORMI XV ANNO D(OMI)NI W(ILHELMI)
D(E)I GR(ATI)A REGIS SICILIE DVCAT(V)S APVLIE ET PRINCIPAT(V)S CAPVE FILII
REGIS W(ILHELMII) INDICTIONE XIII (Lit.: zitiert nach Fillitz) Der andere
Streifen enthält eine arabische Inschrift mit folgendem Inhalt: (Die Alba)
gehört zu jenen Gewändern, welche anzufertigen befohlen hat der hochgeehrte
König Wilhelm II., der Gott um seine Kräftigung bittet, der durch seine
Allmacht unterstützt wird und der sich von seiner Allgewalt den Sieg
erfleht., der Herr Italiens, der Lombardei, Kalabriens und Siziliens, der
Kräftiger des römischen Papstes, der Verteidiger der christlichen Religion.
- in der stets wohlbestellten Werkstätte, im 14. Jahre der Indiktion, im
Jahre 1181 der Zeitrechnung unseres Herrn Jesu, des Messias. (Lit.: zitiert
nach Fillitz) Der auf den ersten Blick verwunderlich Fakt, daß eine
arabische Inschrift einen christlichen Herrscher preist ist darauf
zurückzuführen daß die Alba, wie aus der Inschrift deutlich erkennbar ist,
im Jahre 1181 in den königlichen Werkstätten, den Nobiles Officinae, der
normannischen Herrscher auf Sizilien gefertigt wurde. In diesen Werkstätten
waren arabische Künstler und Handwerker unter anderem für die
Stickereiarbeiten zuständig. Umsäumt ist die Borte mit sechs doppelten
Perlenreihen. Vom ursprünglichen Stück, daß in den Nobiles Officinae
gefertigt wurde, sind neben den Abschlußborten die Borten an beiden Ärmeln
erhalten. Einstückelungen auf den unteren Ärmelborten können auf Grund der
Darstellung eines einköpfigen Adlers in staufische Zeit datiert werden. Der
Taft des Gewandes ist jüngeren Datums. Bereits im Jahre 1520 bei der Krönung
Karls V. in Aachen wurde der alte Stoff ersetzt und die Borten aber
wiederverwendet. Dieses Gewand ist auf Grund seines reichen Schmuckes und
der Stellen, an denen dieser angebracht ist, nicht mit einer normalen
liturgischen Alba vergleichbar. Dieses Kleidungsstück entspricht wohl eher
einer Tunika, wie sie von mittelalterlichen Herrschern getragen wurde.
Dalmatica
Die Dalmatica, auch Tunicella genannt, war ein ursprünglich liturgisches
Gewand und wurde Mitte des 12. Jahrhunderts auf Sizilien gefertigt und
gehörte später zum Krönungsornat der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
Sie befindet sich heute in der Weltlichen Schatzkammer des Kunsthistorischen
Museums in Wien. Die Dalmatica besteht aus einem tiefdunkelblauem, Samit
genannten Seidenstoff. Die blaue Farbe ist eine Indigo-Krapp-Färbung. Die
gelegentlich anzutreffende Behauptung, die Färbung sei eine Pupurfärbung,
ist hingegen nicht korrekt. Die zwanzig Zentimeter breiten Besätzstücke an
den Ärmeln und am unteren Saum bestehen aus dem gleichen roten Seidenstoff
wie der Stoff des Krönungsmantels. Am oberen und unteren Rand wird die
Saumborte durch je zwei Reihen aufgestickter Perlen begrenzt. Als Begrenzung
des Halsausschnittes wurde eine Goldborte verwendet, die wiederum von einer
Perlenreihe umschlossen wird. Die Saumborte ist mit Palmettenformen, also
palmenförmige Ornamenten, mit schmalen Lilien bestickt. Als
Stickereimaterial wurden Goldfäden verwendet. Für die Stickereien an den
Armelborten wurden hingegen dünne Goldröhrchen verwendet, durch die die
Fäden gezogen wurden. Das gleiche verwendete Material und die Ähnlichkeit
des Stils der Stickereien mit denen des Krönungsmantels legen nahe, daß
beide Stücke zeitgleich und damit für den normannischen König auf Sizilien
Roger II. in dessen Werkstätten entstanden. Vielleicht gehören beide Stücke
sogar ursprünglich zum gleichen Ornat, wie sie auch später zusammen als
Krönungsornat der Reichskleinodien dienten. Erstmals sicher nachweisen läßt
sich die Dalmatica in der Übergabeurkunde der Reichskleinodien an Kaiser
Karl IV. aus dem Jahre 1350. Dort wird sie erwähnt als: eyn blawer rok,
geworcht an den armen mit golde vnd mit perlen (Lit.: zitiert nach Seipel et
al.) Aber bereits im Trifels-Inventar von 1246 wird ein Rochk von Samitte
erwähnt. Da auch die anderen Stücke des Ornates, also Mantel, Schuhe,
Strümpfe und Handschuhe vorhanden sind, kann man wohl davon ausgehen, daß
auch hier die Dalmatica beschrieben wird. Die weitere Geschichte der
Dalmatica ist untrennbar mit der der anderen Reichskleinodien (siehe dort)
verbunden.
Strümpfe
Die Strümpfe sind ein Teil des Krönungsornates der Reichskleinodien des
Heiligen Römischen Reiches. Sie wurden in den königlichen Werkstätten auf
Sizilien, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts höchstwahrscheinlich
für Wilhelm II. angefertigt, für den auch die Alba gefertigt wurde. Sie
werden heute in der Weltlichen Schatzkammer der Wiener Hofburg, einer
Außenstelle des Kunsthistorischen Museums, aufbewahrt. Die Strümpfe bestehen
aus leuchtend roter Seide und sind mit Gold bestickt. An beiden Strümpfen
sind Seidenbänder zum Festbinden angebracht. Auf der aus olivgrüner Seide
bestehenden Borte ist eine teilweise zerstörte kufische Inschrift
eingestickt: Bestimmt für den hochgeehrten, geheiligten König Wilhelm, der
durch Gott hochgeehrt sei, durch seine Allmacht unterstützt werde ... Auf
der roten Seide der Strümpfe wurden überschneidende Vierpaßmotive
angebracht, in deren Mitte Sterne sitzen. Diese Motive überziehen die
Strümpfe einem Netz ähnlich. Die Strümpfe haben eine Schafthöhe von 60 cm
und eine Schaftweite von 34 bis 40 cm.